Den VVS gibt es mittlerweile schon 45 Jahre. Der regionale Busverkehr ist aber erst seit 30 Jahren Teil des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS). Seit 1993 gelten alle VVS-Tickets auch in den regionalen Busunternehmen in den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis. Erst mit der Vollintegration des Landkreises Göppingen 2021 war der VVS komplett und löste das Verbundversprechen ein: „Ein einziges Ticket für den gesamten Nahverkehr rund um Stuttgart“.
„Nahverkehr aus einem Guss – das war damals und ist auch heute noch der Grundgedanke und das Erfolgsrezept von Verkehrsverbünden. Ein Ticket, ein einheitlicher Tarif und ein abgestimmter Fahrplan“, sagte Esslingens Landrat Heinz Eininger bei der Jubiläumsveranstaltung im Römerkastell in Bad Cannstatt stellvertretend für alle Landkreise.
Täglich über 520.000 Fahrgäste in den Bussen des VVS
„Mit der Verbundstufe II, wie die Integration im Fachjargon heißt, sind alle Verkehrsunternehmen zu einer „großen Familie“ zusammengewachsen. Die Bedeutung des Busverkehrs im VVS hat deutlich zugenommen. Daran haben auch die Landkreise ihren Anteil, die den stetigen Ausbau des Busverkehrs vorangetrieben haben. Von den 1,3 Millionen täglichen Fahrten im Verbund werden mehr als die Hälfte mit dem Bus durchgeführt. Rund ein Drittel davon mit den regionalen Bussen“, erklärt VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger.
„Der Bus ist und bleibt im VVS unverzichtbar. Ohne ihn geht es nicht. Er ist für die Feinverteilung in der Fläche notwendig und hat außerdem eine wichtige Zu- und Abbringerfunktion zum Schienenverkehr. Der Bus leistet einen wichtigen Beitrag zur Mobilität unserer Einwohner“, unterstreicht Heinz Eininger die Bedeutung des Busverkehrs im VVS.
1.200 regionale Busse fahren in den letzten Jahren 60 Millionen Kilometer
Horst Windeisen, der Geschäftsführer der GbR der Busunternehmen im VVS, ergänzte den Stellenwert der Busse: „Ohne die rund 1.200 regionalen Busse, die jährlich über 60 Millionen Kilometer zurückgelegt und dabei mehr als 66 Millionen Euro Einnahmen erzielt haben, wäre der heutige VVS nicht denkbar. Denn über ein Drittel unserer Fahrgäste im VVS fah-ren tagtäglich mit den Bussen der regionalen Verkehrsunternehmen.“
Angebot im Busverkehr wächst ständig
Landrat Eininger verweist auch auf die laufenden Vergabeverfahren der Verbundlandkreise, die dafür sorgen, dass das Angebot weiter verbessert wird. „Wir geben teilweise einen dichteren Takt, eine verbesserte Linienführung, mehr Fahrten abends und am Wochenende, verlässliche Anschlüsse zum Schienenverkehr und den Einsatz hochmoderner barrierefreier Busse mit einem hohem Qualitätsstandard vor“, so Heinz Eininger.
Das Angebot im VVS ist so groß wie nie zuvor. Das gilt auch für den Busverkehr. Auf vielen Linien fahren Busse bereits im 15-Minuten-Takt. Nach und nach werden nun auch Busse ohne festen Fahrplan ins Angebot aufgenommen, die im Fachjargon „On-Demand Verkehre“ heißen. In Wernau und in Leinfelden-Echterdingen – beides im Landkreis Esslingen – sind bereits Kleinbusse unterwegs, die auf Abruf fahren. Das „VVS-Rider“-Angebot soll auf alle Verbundlandkreise ausgeweitet werden.
Innovative Busse vor dem Römerkastell
Horst Windeisen wies heute darauf hin: „Wir haben uns in den 30 Jahren gehörig weiterentwickelt. Ich möchte nur ein paar Stichworte nennen: Investitionen in qualitativ hochwertige Fahrzeuge, moderne Niederflur-Busse sind wie Echtzeitinformationen für die Fahrgäste inzwischen Standard. Heute können Bordrechner und Verkaufsgeräte E-Tickets und Handy-Tickets lesen. Klimaanlagen wie auch Monitore mit Informationen zu Fahrtverlauf und Anschlüssen sind seit vielen Jahren selbstverständlich.“ Viele Busse sind inzwischen mit USB-Ladebuchsen und WLAN ausgerüstet, können aber auch noch mehr: In einer Leistungsschau haben die Busunternehmen im VVS heute innovative Busse am Römerkastell in Bad Cannstatt ausgestellt. Darunter waren unter anderem verschiedene E-Busse und auch Busse, die Daten aus dem Automatischen Fahrgastzählsystem (AFZS) an ein gemeinsames Hintergrundsystem beim VVS liefern sowie Busse, Fahrgästen besonderen Komfort im Innenraum bieten. „Wir Verkehrsunternehmen gehen mit der Zeit. Wir liefern Lösungen für drängende Probleme in Sachen Klimaschutz. Wir sind Teil der dringend notwendigen Mobilitätswende und tragen deshalb auch gerne technologische Neuerungen mit“, so Horst Windeisen weiter.
Gutes Angebot braucht ausreichend Busfahrerinnen und Busfahrer
Besonders am Herzen liegt den Verkehrsunternehmen derzeit der Mangel an Busfahrerinnen und Busfahrer. „Ohne sie geht es nicht. Wir haben aktuell einen Fahrpersonalmangel: In Baden-Württemberg fehlen 2.500 Busfahrerinnen und Busfahrer – Tendenz steigend“, sagt Horst Windeisen. Das Ausscheiden vieler Kollegen in den nächsten Jahren bereitet den Verkehrsunternehmen große Sorgen und stellt sie täglich vor große Herausforderungen. „Die Gewinnung von neuem Personal steht ganz oben auf unserer Liste. Ich appelliere deshalb an die Politik die Barrieren für den Beruf des Busfahrers abzubauen. Stichwort: Busfahrerführerschein. Der kostet bei uns rund 12.000 Euro – das Vierfache im Vergleich z.B. zu Österreich. Außerdem müssen endlich auch ausländische Führerscheine unbürokratisch anerkannt werden“, fordert Horst Windeisen.
Anhang zur Historie:
Verbundstart – Übergangstarif – Verbundstufe II
Zum Verbundstart im Jahre 1978 profitierten die Fahrgäste zunächst nur in den Bahnen und Bussen der Stuttgarter Straßenbahnen AG und der damaligen Deutschen Bundesbahn von einem einheitlichen Tarif. In den regionalen Verkehrsunternehmen galten noch die jeweiligen Haustarife. Als ersten Schritt auf dem Weg zu einer Integration der regionalen Busverkehre wurde 1982 ein Übergangstarif für Zeitkarten geschaffen. Bis zur Vollintegration mit der Verbundstufe II, wie Verkehrsexperten sagen, dauerte es dann noch einmal elf Jahre. Mit der Integration der regionalen Busverkehre wurde der VVS bunter: Statt zwei Verkehrsunternehmen waren es nun 40, die Leistungen im VVS erbrachten, darunter viele familiengeführte Privatunternehmen.
Vom Unternehmensverbund zum Mischverbund
Die Verbundstufe II, das neue ÖPNV-Gesetz des Landes, das die Land-kreise offiziell zum Aufgabenträger für die Busverkehre machte, und die Bahnreform erforderten auch eine neue Gesellschafterstruktur des VVS. Der VVS wurde 1978 ursprünglich als Unternehmensverbund durch die Stuttgarter Straßenbahnen AG und die damalige Deutsche Bundesbahn gegründet. 1996 kamen dann alle Aufgabenträger – das Land, die Landkreise, die Landeshauptstadt Stuttgart und der neu gegründete Verband Region Stuttgart – sowie die regionalen Verkehrsunternehmen, die sich in einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts zusammengeschlossen hatten, hinzu. Der VVS wandelte sich damit zu einem Mischverbund.
VVS heute: einer der erfolgreichsten und leistungsfähigsten Verbünde Deutschlands
Der VVS gilt heute als einer der erfolgreichsten und leistungsfähigsten Verbünde in Deutschland. Seit seiner Gründung vor 45 Jahren als erster Verkehrsverbund in Baden-Württemberg haben sich die Fahrgastzahlen mehr als verdoppelt. Dann kam der Corona bedingte Einbruch. Seit 2022 geht es wieder aufwärts – im letzten Jahr wurden rund 341 Millionen Fahrten innerhalb des Verbundgebietes unternommen. In diesem Jahr wird mit einer weiteren Steigerung gerechnet. Im ersten Halbjahr fuhren 16 Prozent mehr Fahrgäste mit den Bahnen und Busse des VVS. Bis zum Fahrgastrekord von 2019 fehlten aber noch knapp neun Prozent. (uli)